Quo vadis Auto in China? Aktuelle Entwicklungen und Ausblick
Quo vadis Auto in China? Aktuelle Entwicklungen und Ausblick
Dezember 2017
Kaum eine Frage beschäftigt die Autonation Deutschland so sehr, wie die nach der zukünftigen Richtung des chinesischen Markts. Außerdem gibt es vermutlich zu keinem Thema innerhalb dieses großen Themenkomplexes so viele Unwägbarkeiten und Unsicherheiten wie zur Elektromobilität.
Die chinesische Regierung fährt vordergründig eine klare Linie. Ab 2019 müssen mindestens zehn Prozent der produzierten Fahrzeuge je Hersteller elektrisch sein und ab 2020 sogar zwölf Prozent. Diese Termine sind allerdings bereits ein Zugeständnis an die Einschränkungen der Realität: Ursprünglich sollte die Quote bereits ab 2018 gelten. Da aber zu wenige alltagstaugliche Modelle serienreif waren, wurde der Einführungstermin verschoben.
Die Quote ist der zweite Anlauf für eine sinnvolle Förderungslandschaft. Der erste Anlauf, eine breit angelegte und recht einfach handhabbare Subventionslandschaft, führte laut Angaben der Regierung sowohl zu massivem Betrug als auch zu wenig messbaren Effekten auf den Straßen. Nun versucht es die Regierung auf bewährte chinesische Weise: Staatlicher Eingriff auf der Angebotsseite. Planwirtschaftlich halt.
Die Motivation der Regierung ist hierbei zweierlei. Einerseits soll über die Eliminierung von Abgasen im Stadtverkehr die Luftqualität verbessert werden. Andererseits soll der Erdölimporteur China die Benzinnachfrage verringern. Übrigens ist die CO2-Bilanz von Elektroautos in China auch nicht besser als im Westen: Zwei Drittel der Stromerzeugung basieren auf Kohle.
Die Herausforderungen für die E-Mobilität in China bleiben groß, selbst wenn das Angebot nun quasi per amtlichen Dekret geschaffen wird. Es gibt zu wenige öffentliche Ladestationen. Einzelne Privathaushalte haben meist keinen eigenen Parkplatz, an dem sie eigenmächtig eine Ladestelle installieren könnten. Die Versorgungsnetze könnten zudem mit den gigantischen zusätzlichen Strommengen schnell überlastet sein.
Zudem erinnert der aktuelle Elektro-Hype den erfahrenen China-Beobachter doch sehr an die Zeit in den späten 1990er. Damals wurden in vielen Städten Motorräder verboten. Dutzende Motorradhersteller begannen daraufhin mit der Produktion von PKW. Sie bekamen aber die Komplexität und Qualität nie in den Griff, mit dem bekannten Resultat, dass die meisten von ihnen (auf Kosten des Staates) jahrelang Verluste anhäuften. Selbst die erfolgreicheren chinesischen Hersteller verzweifeln inzwischen an den hohen Anforderungen der Verbraucher an PKW. Great Wall vermeldete einen Gewinneinbruch (Januar-September) von 60%, Changan von 25% und BYD von 15 bis 20%. Die Flucht in die vermeintlich einfachere Elektromobilität liegt da nahe.
Die chinesische Industrie hat bei der Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektromobilität weniger zu verlieren als die deutsche, z.B. in Bezug auf Arbeitsplätze. Aber das allein heißt noch nicht, dass die Umstellung auch funktionieren wird.
Bei Fragen zur chinesischen Automobilindustrie wenden Sie sich bitte an Lutz Berners, lberners@bernersconsulting.com.