Opel wird chinesisch! Allerdings nur indirekt.
Opel wird chinesisch! Leider nur indirekt.
Januar 2017
Opel wird chinesisch. Allerdings nur indirekt, über Dongfengs Beteiligung an PSA. Sehr schade, denn das bisherig einzige Beispiel einer direkten Übernahme eines europäischen durch einen chinesischen Automobilhersteller, Volvo durch Geely, ist eine große Erfolgsgeschichte, die für die europäischen Mitarbeiter ein Segen ist. Klare Verhältnisse wären genau das gewesen, was Opel gebraucht hätte. Die Übernahme durch PSA hingegen ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten, natürlich vorrangig der Frage nach der Zukunft der deutschen Arbeitsplätze (kurze Antwort: sieht nicht gut aus) und nicht zuletzt der Frage: Welchen Einfluss wird Dongfeng nun indirekt (und damit: außerhalb deutschen Einflusses!) auf Opel nehmen?
Es wäre wenig überraschend gewesen, wenn auch chinesische Autobauer in die Übernahmediskussion eingestiegen wäre. Entsprechende Gespräche gab es bereits z.B. 2009 und 2011. Mit dem Opel-Rückzug aus China in 2014/2015 ist nun eine große Hürde für die Übernahme durch einen chinesischen Autohersteller gefallen. Diese hätte für Opel (insbesondere die Opel-Mitarbeiter) wahrscheinlich große Vorteile im Vergleich zu einer Übernahme durch einen in Europa bereits etablierten Wettbewerber. Auch Opels Stärke bei Elektrofahrzeugen dürfte für chinesische Hersteller interessant sein, obwohl die Lizensierung dieses Knowhows von GM sicherlich nicht ganz einfach gewesen wäre.
So attraktiv eine mögliche Beteiligung durch einen starken chinesischen Partner gewesen wäre, umso mehr Fragezeichen stehen hinter der Übernahme durch PSA. Die Franzosen stehen, wie alle westlichen Autobauer, zu Opel im Wettbewerb mit Kleinwagen und Mittelklasse-Modellen; somit stellt sich die Frage, wie es mit Opel weitergehen wird? In diesem Produktsegment gibt es harten Wettbewerb, und die westeuropäischen Werke stehen unter starkem Kostendruck - was bedeutet dies für Opelaner, die sich plötzlich im Wettbewerb mit französischen Kollegen finden würden? Eine Standortgarantie bis Ende 2018 ist nur eine kurzfristige Absicherung. Was danach kommt, kann man sich ausrechnen. Und was ist mit dem Einfluss von Dongfeng, das mit ca. 15% PSAs größter Einzelaktionär nach dem französischen Staat ist? Sollen wir allen Ernstes glauben, dass die Interessen deutscher Beteiligter, zum Beispiel der Mitarbeiter, bei den Diskussionen zwischen Dongfeng und der PSA-Führung berücksichtigt werden?
Chinesische Übernahmen haben es momentan nicht ganz so leicht wie noch vor einem Jahr. Seit einigen Monaten gehen die protektionistischen Wände wieder hoch - europäische Akteure sorgen sich um die Hochtechnologie, die Europa auch in Zukunft wettbewerbsfähig halten soll. In China hingegen möchte man extreme Auswüchse der Investitionswut einiger Staatskonzerne sowie ungeregelten Kapitalabfluss eindämmen, so dass nun die Zügel bei Genehmigungen etwas angezogen wurden. Dies alles wird auf solide, gut konzipierte, beidseitig gewinnbringende Übernahmen aber insgesamt wenig Einfluss haben. Die chinesischen Übernahmen der letzten Jahre haben in den meisten Fällen zu mehr Stabilität der deutschen Unternehmen geführt und werden von Führungskräften und Betriebsräten positiv bewertet.
Um sich ein positives Szenario für Opel herzuleiten, braucht man sich eigentlich nur das Beispiel von Volvo anzusehen, das 2010 von Geely übernommen wurde. Statt unter Knowhow-Abfluss und Stellenabbau zu leiden, wurde Volvo wieder zu einer heiß begehrten Marke mit erfolgreichen Modellen. Die chinesischen Eigentümer lösten das Volvo-Team aus dem Zwangskorsett, in dass der schwedische Autobauer zuvor als Teil des Volvo- und dann des Ford-Konzern gezwängt har. Fünf Jahre nach der Übernahme frohlockte der Volvo-Chef: „Wir sind zum ersten mal eine richtige Firma.“
Wäre das nicht was für Opel gewesen?
Bei Fragen zu chinesischen Investitionen in Deutschland wenden Sie sich bitte an Lutz Berners, lberners@bernersconsulting.com.