Ist eine Tier-2-Stadt wirklich eine kostensparende Alternative zu einer Tier-1-Stadt?
Von Yuqiong Wang, Büro Stuttgart
Die steigenden Lohnkosten in Tier-1-Städten in China sind in aller Munde. Immer mehr ausländische Investoren ziehen aus Kostengründen lieber in Tier-2-Städte. Zu den Tier 1-Städten zählen Peking, Shanghai und Kanton (Guangzhou). Bekannte Tier 2-Städte sind unter Anderem Tianjin, Nanjing, Chongqing und Shenzhen.
Lohnkosten sind zwar auf den ersten Blick in Tier-2-Städten etwa 20 bis 30 Prozent niedriger als in Tier-1-Städten. Die Verlockung aus den Tier-1-Städten verursacht aber den Abfluss von hochqualifizierten Arbeitskräften. Fachkräftemangel ist eines der größten Probleme, mit denen die Tier-2-Städte zurzeit zu kämpfen haben. Dies führt dazu, dass die in Tier-2-Städten ansässigen Unternehmen das Gehaltsniveau erhöhen müssen, um die wenigen verbliebenen Fachkräfte halten. Und das hat zur Folge, dass die Personalkosten, die bei der anfänglichen Kostenkalkulation oft positiv aussahen, sich für viele Investoren nachher als nicht tragbar erweisen.
Seit einiger Zeit zeichnet sich zwar eine Tendenz zur die Rückkehr der Arbeitskräfte ab, die vor ein paar Jahren für bessere Berufsaussicht in Tier-1-Städte abgewandert sind. Allerdings können die in Tier-2-Städten beheimateten Unternehmen sich nur begrenzt darüber freuen. Denn die rückkehrwilligen Arbeitskräfte haben auch eigene Ansprüche, sei es eine gute Beziehung zu Arbeitgebern, ein harmonisches Team, professionelle Projekte mit Weiterbildungsmöglichkeiten und nicht zuletzt auch das Gehalt.
Aus Sicht der Personal-Ressourcen ist es allen ausländischen Unternehmen wichtig, das Risiko der unsichtbaren Kosten zu minimieren. Insbesondere diejenigen Unternehmen, die später auch eventuell ein F&E-Zentrum nach China verlegen möchten, sollten diese Problematik bei der Standortwahl in die Überlegung einbeziehen.
Es sollte hier auch nicht unerwähnt bleiben, dass es an guten Absolventen in Tier-2-Städten grundsätzlich nicht mangelt. Allerdings sind die Berufsanfänger aus Sicht vieler Unternehmen in näheren Zeitraum nicht effektiv einsetzbar, da es ihnen an praktischer Erfahrung mangelt. Der übliche Weg, Erfahrungsträger von Wettbewerbern abzuwerben, ist somit in Tier-2-Städten eher schwierig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fluktuation in Tier-2-Städten zwar relativ niedrig ist, aber im Segment hochqualifizierter Fachkräfte die Tier-2-Städte noch nicht so gut ausgestattet sind wie die Tier-1-Städte. Letztendlich sollen die Unternehmen je nach Einzelfall abwägen, welcher Standort für das Unternehmen langfristig sinnvoll ist.
Bei Fragen zum China-Geschäft wenden Sie sich bitte an info@berners-consulting.net.