Elektromobilität: Wird 2019 das Schicksalsjahr für die Automobil-branche?
Elektromobilität: Wird 2019 das Schicksalsjahr für die Automobilbranche?
In China wurden im Jahr 2018 ca. 1,2 Millionen Elektro- und Hybridfahrzeuge verkauft – mehr als im gesamten Rest der Welt. Wie wichtig die Elektromobilität im chinesischen Markt ist, zeigt zudem der Vergleich mit dem Verbrennungsmotor: Während der Absatz von Elektrofahrzeugen in 2018 gegenüber dem Vorjahr um fast 60 % zulegte, ging der Fahrzeug-Gesamtmarkt im selben Zeitraum um über 5 % zurück. Die Gründe für diese Verschiebung sind vielschichtig. Die allgemeine Eintrübung der chinesischen Wirtschaftslage dürfte eine große Rolle spielen. Zudem verschieben chinesische Verbraucher ihre geplanten Anschaffungen in die Zukunft, da sie verunsichert sind: Wird ein heute angeschafftes Fahrzeug auch in Zukunft noch in Großstädten fahren dürfen? Lohnt es sich, bei Elektrofahrzeugen auf die nächste Batteriegeneration zu warten?
Noch spielen die internationalen Hersteller dort kaum eine Rolle, und der Markt wird dominiert von günstigen lokalen Herstellern. Doch ab 2019 haben die deutschen OEMs eine bespiellose Modell- und Investitionsoffensive angekündigt. Allein VW investiert 44 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren in die Elektromobilität. Mit 30 neuen Elektromodellen will der Konzern im Jahr 2020 rund 400.000 Elektrofahrzeuge in China absetzen, bis 2025 dann 1,5 Millionen jährlich. Damit würde VW bei der Elektromobilität ähnlich hohe, wenn nicht noch höhere, Marktanteile in China haben wie bislang bei den Verbrennungsmotoren (ca. 18 %). Wenn dies nicht gelingt, dann steht dem Konzern eine schwierige Zukunft bevor. Die Chancen stehen allerdings nicht schlecht, denn bislang teilen sich über 400 chinesische Hersteller den Markt, und selbst meistverkaufte Modell in China (BAIC EC) setzt nur knapp 100.000 Stück ab.
Verkomplizierend kommt hinzu, dass die Technologieentscheidung noch längst nicht abschließend getroffen ist. Zwar ist klar, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört, da der Verkehr dekarbonisiert werden muss. Welche Rolle hierbei die Batterieelektrik und welche Rolle die Wasserstoff-Brennstoffzelle spielen werden, ist aber noch offen. Die deutschen Hersteller wären gut beraten, einen feinfühligen Finger am Puls der chinesischen Entwicklungen zu halten und sich nicht zu sehr von den (sehr viel langsamer voranschreitenden) Entwicklungen in Deutschland anleiten zu lassen.
2019 könnte also zum Schicksalsjahr für die deutschen Automobilbauer in China – und der Welt – werden.
Bei Fragen zur Elektromobilität wenden Sie sich bitte an Herrn Lutz Berners, lberners@bernersconsulting.com.