Umweltschutz im Fokus - Wie schützen Sie Ihre Lieferkette?
Umweltschutz im Fokus - Wie schützen Sie Ihre Lieferkette?
Juli 2017
Seit August greift die chinesische Zentralregierung beim Umweltschutz hart durch. "Central Inspection Teams" haben in acht Fokusregionen (darunter auch die wichtigen Industrieprovinzen Zhejiang, Shandong und Jilin) radikale Maßnahmen zur Einhaltung der Umweltschutzvorschriften durchgeführt.
Bereits im ersten Halbjahr machten die staatlichen Umweltschützer weltweit Schlagzeilen, als mitteilten dass 70% der inspizierten Industrieunternehmen in Nordchina die Umweltnormen verfehlten. Im Sommer gingen sie noch einen Schritt weiter und legten reihenweise Industrieunternehmen still - ob vorübergehend oder permanent, bleibt abzuwarten.
Dieses Durchgreifen schlägt sich auch auf deutsche Unternehmen nieder. Wir selbst haben in den von uns betreuten Lieferketten Verzögerungen erlebt, insbesondere bei Galvanikbetrieben. Aber das Phänomen ist nicht auf emissionsintensive Branchen beschränkt: Auch bei Lieferanten von Elektronikbaugruppen, Kohlefaserkomponenten und Echthaarprodukten haben wir selbst Verzögerungen und auch Disruptionen erlebt. Uns liegen zudem mehrere Berichte von deutschen Unternehmen vor, deren Lieferketten zeitweise komplett unterbrochen waren (oder deren Lieferanten die Situation ausnutzten, um Druck auf die Kunden aufzubauen - der Nachweis ist im Einzelfall schwierig). Vereinzelt wird von zweifelhaften Maßnahmen der Behörden berichtet, zum Beispiel Einschleusen von Behördenmitarbeitern in deutsche Produktionsbetriebe. Mindestens ein Unternehmen erwägt aufgrund der sich verschärfenden Situation eine Produktionsverlagerung ins Hinterland, obwohl das Unternehmen alle Vorschriften einhält - das Risiko steigt einfach kontinuierlich an.
Wenig überraschend ist, dass Unternehmen mit hohen Umwelt- und Sozialstandards weniger stark betroffen waren als andere Unternehmen. Die von uns betreuten chinesischen Lieferanten im Magnetbereich, zum Beispiel, hatten weniger Probleme mit ihren Galvaniken als andere Lieferketten. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass wir bereits seit vielen Jahren mit den Lieferanten an der Stärkung des Umwelt- und Arbeitsschutzes arbeiten und somit die Verstöße gegen die Umweltauflagen geringer waren.
Ob die aktuellen Maßnahmen zu nachhaltigen Verbesserungen der Luft- und Wasserqualität führen werden, bleibt zu sehen. Fakt ist, dass während der Dauer der Maßnahmen die Luft sehr sauber war. Ich selbst kam in den Genuss einer einwöchigen Geschäftsreise in Zhejiang mit klarer Sicht und guter Stimmung, wie das folgende Bild illustriert. Vielleicht ist dies ja die Zukunft Chinas? Zu wünschen wäre es!
Bei Fragen zu nachhaltiger Beschaffung in China und vorausschauender Standortplanung wenden Sie sich bitte an Herrn Lutz Berners, lberners@bernersconsulting.com.